Karneval auf Carriacou

Nachdem die Gruppe entschloss den Karneval auf Trinidad ausfallen zu lassen, kamen wir durch einen Wink des Schicksals zu der Information, dass es auf Carriacou ebenfalls einem Karneval geben soll. So setzten wir Segel Richtung Carriacou (sprich: Ka Ri A Kuh). Eine kleine Insel vor Grenada.

Einen Tag vor den Hauptfeierlichkeiten kamen wir an und wurden sofort freundlich in Empfang genommen. Die Leute aus Grenada sollen besonders freundlich sein. Und das ist auch so. Mit ehrlichem Interesse nehmen die Einheimischen Kontakt gerne und häufig auf und teilen alle möglichen Informationen über ihre Insel und ihre Kultur.

Ein Junge lief uns hinterher, damit wir ein Bild von ihm machen. Er war mit dem Ergebnis zufrieden und zog wild hupend ab.

Auch wenn das Patois, der Dialekt, bzw gebrochenes Englisch, manchmal die Kommunikation schwer machen, machen sie es einem sehr einfach sich sofort wohl zu fühlen. Vollkommen unbeteiligte eilen herbei um Hilfe zu geben und Dinge zu erklären, wie zum Beispiel das Bussystem oder an welchen Stellen es sich lohnt als Tourist vorbei zu schauen.

Als Tourist erkannt zu werden ist nicht schwer. Die Einwohner Grenadas sind primär Schwarz oder indischer Herkunft. Die letzten etwa 40 echten Ureinwohner stürzten sich damals zur Kolonialisierung von einem Berg ins Meer, um nicht den Franzosen in die Hände zu fallen. Aus war es mit indigener Kultur. Die heutigen Bewohner sind hauptsächlich die Nachfahren von Sklaven, die aus Afrika hier her verschleppt wurden.

Karneval

Durch eine Mischung von vielen Gegebenheiten, die heute nicht mehr ganz nachvollziehbar sind war es irgendwann auch unter den Sklaven Tradition den Karneval zu feiern. Um den Plantagenbesitzern dabei möglichst viel Angst einzujagen rieben sie sich mit Kohle ein, machten laute Musik und tanzten dazu. Daraus wurde im Laufe der Zeit die Tradition der Jabs. Heute sind sie von oben bis unten mit Diesel-Öl eingerieben und haben teuflische Masken auf. Als Erinnerung an ihre Vorfahren ziehen sie die Ketten der Sklaven hinter sich her. Manchmal mit Töpfen und Schüsseln daran, um noch mehr Lärm zu machen.

Verkleidete machen mit Ketten, Schalen und Holz im Schuh Lärm.

Die Verkleidung wirkt. Als die erste Gruppe Jabs um die Ecke zog und uns in unserem kollektiven weiß anschaute, war es tatsächlich ziemlich gruselig. Mit grimmiger Miene und rasselnden Ketten jagen sie auf Zuschauer zu und wollen Schrecken verbreiten. Das schlimmste was passieren kann ist allerdings, dass sie einen umarmen. Dann gibt es viel gewasche am Abend um das ganze Diesel-Öl von der Haut zu bekommen. Während der Pause am Mittag werde ich von zweiten angehalten und gefragt ob ich mehr erfahren möchte. So steht bald die ganze Gruppe um mich und erklärt mir was es mit Jabs und der Tradition auf sich hat. Menschen in Ketten zu sehen ist trotzdem ein äußerst merkwürdiger Anblick, an den ich mich nicht gewöhnen kann. Auch wenn es nur gespielt ist. Unfassbar, dass es das echt gegeben hat und das auch noch für so lange Zeit.

Das Geräusch der Ketten an Händen und Füßen.
Zwei Jabs während der Pause. Sie erklären mir die Hintergründe der Kostüme.

Die Jabs treffe ich den ganzen Tag über noch mehrfach an. Bald tanzen sie sich zurück in Trance und erkennen mich nicht mehr. Dafür gibt es viele Wagen und tolle Kostüme beim ‚Pretty Mas‘ zu sehen.

Ansonsten ist der Karneval vor allem eines. Ziemlich laut. Eigentlich dachte ich, hätte ich kein Problem mit lauter Musik, doch bei mehreren Gelegenheiten musste ich mir die Ohren zuhalten und hatte sorge mein Gehör zu verlieren. In einigen Videos sieht man sogar das Bild flackern wenn der Bass aus den riesigen Boxen kommt.

Bildverzerrungen durch den gewaltigen Bass.

Kostenlose Ganzkörpermassage hat er auf jeden Fall gegeben. Heftiger als alles was ich zuvor erlebt habe.

Hier wird anders getanzt
Die kubanische Fraktion

Insgesamt war der Karneval ein ziemliches Spektakel. Auch wenn wir Anfang und Ende verpasst haben. Eigentlich geht es nämlich schon um 5 Uhr morgens los. Mit einer Farbschlacht und ordentlich Rum. Gefeiert wird, mit einigen Pausen, bis tief in die Nacht. Dazu hat die Gruppe aber keine Energie mehr. Um 22 Uhr, als die Wagen mit Neon und Knicklichtern ausgestattet werden, machen wir uns auf den Weg zurück zum Boot.

Zahnhygiene ist auch beim Karneval wichtig.

Wer sich das Spektakel anschauen will und mal etwas vollkommen anderes erleben möchte, hat im August noch einmal die Chance dazu. Diesmal auf der Hauptinsel Grenada. Nur Gehörschutz würde ich dringend empfehlen.

Für uns geht es ebenfalls zur Hauptinsel, in die Haupstadt St. George.

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