
Das Leben an Board des Segelboots ist anstrengend. Zwei der Gäste erdrücken die anderen mit ihrem Bedürfnis 24/7 gemeinsam Zeit verbringen zu wollen. Natürlich nur das was die beiden wollen. Andere Meinungen werden nicht zugelassen. Jede Konversation muss durch sie gesteuert werden und jedes Thema durch sie vorgegeben werden. Dabei haben sie eigentlich nichts zu erzählen. Spannendes sowieso nicht. Genervt von diesen Leuten und desillusioniert über die Reise an sich, breche ich ab und lasse mich auf einer einsamen Insel aussetzen.
Naja, zumindest auf einer Insel. Einsam ist es auf Grenada nun wahrlich nicht. Aber von Anfang an:
Theresa
Nur drei Stunden an Land, habe ich Theresa kennengelernt. Sie arbeitet an einem Marktstand und bittet mich zu sich. Es beginnt eine Mischung aus Verkaufsgespräch, kulturellem Austausch, Flirt und Verkupplungsversuch.

Theresa kann nicht verstehen warum ich keine Freundin habe, sondern alleine auf Reisen bin. Allgemein ist ihr unklar warum ich reise und nicht dabei bin eine Familie aufzubauen. Nach einiger Zeit wird ihr das Problem allerdings klar. Es mangelt mir einfach an schwarzen Frauen. Die, so Theresa, kochen auch viel besser. Die weißen Mädels, so viel hat sie gehört, verweigern manchmal dem Mann das Kochen. Mit einer Black Mama würde mir das nicht passieren. Nein, die ist immer für mich da und kümmert sich um alle meine Bedürfnisse. Ob ich wohl ihre Telefonnummer haben wolle? Nur so zu Sicherheit, falls ich ein bisschen länger bleibe. Ich sei jederzeit willkommen!
Theresa hat 6 Kinder. Ihr ältester ist 4 Jahre älter als ich und lebt bei ihr im Haus. Das, so versichert sie mir, sei aber kein Problem. Ob ich wohl hungrig sei und mit ihr schnell noch was essen wolle? War ich, wollte ich dann aber doch nicht. Unsicher, ob ich damit nicht schon irgendeine art Eheversprechen eingehe und mich über einen Burger aus einer Marktstandbutze verpflichtet sehe, mich um 6 Kinder zu kümmern, von denen 2 älter sind als ich.
So schickt sie mich los, wenigstens ihr essen zu kaufen. Im Laden, der wohl primär Marktverkäufer bedient, zerreißt man sich das Maul darüber, dass Theresa sich einen white boy geschnappt hat und ihn essen holen lässt. Ich solle ihr nichts davon sagen, aber es hat viel gemeinsame Heiterkeit ausgelöst. Essen gibt es trotzdem nicht mehr. So bleibt Theresa mit leerem Magen zurück, während ich wieder zu meiner Touri-Gruppe zurück muss, da wir verabredet haben gemeinsam zurück zu gehen.
Der Regenwald
Am nächsten Tag meutert ein Teil der Segelgruppe. Wir wollen in den Regenwald, bzw. das Landesinnere. Das Ehepaar ist entsetzt. Sie haben uns schon seit mehreren Tagen immer wieder von den tollen Taxi-Rundfahrten erzählt, bei denen man so viel sieht und lernen kann. Dennoch insistieren wir zu Fuß zu gehen und unsere eigenen Erfahrungen sammeln zu wollen. Das wird nicht akzeptiert. Es kommt Geschichte nach Geschichte, welch schreckliche Unfälle sie schon alles hatten. Von kleines Pflaster bis Erschöpfung am Abend ist alles dabei. Solche Leiden kennen nun wirklich nur diejenigen, die in ihrem Leben schon mal einen Fuß vor den anderen setzten.
Das Wandern sei nichts für sie und daher sollten wir doch lieber ein Taxi nehmen. Dabei kann man so viel sehen und lernen. Ist auch sicherer als selber bewegen. Das ist nämlich total gefährlich. Also so ein Taxi ist echt eine tolle Sache.
Letztendlich sind sie beleidigt, weil wir nun doch zu Fuß gehen und kein Taxi nehmen. Sie wären zwar ohnehin nicht mitgekommen, wollen aber beim besten Willen nicht verstehen warum wir so reisen möchten. Wo sie doch die Erfahrung gemacht haben, dass ein Taxi so viel toller ist.
Es wird immer anstrengender mit den beiden.
Wir machen uns auf den Weg. Zunächst mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Annandale Waterfall. Platzangst sollte man in den kleinen Bussen nicht haben. Bis zu 17 Personen werden auf vier Bänke zusammengequetscht. Dazu kommen noch Fahrer und Türöffner, bei dem man auch bezahlt, sowie etwaige Kinder auf elterlichen Schößen.
Von der Bushaltestelle bis zum Wasserfall sind wir ein Stück die Straße entlang. Im Tourismusbüro wurde uns dringend davon abgeraten die Straßen zu verlassen, da der Regenwald dicht durchwachsen und für ungeübte unpassierbar ist.




Gewürze
Grenada ist reich an Gewürzen und so treffen wir unterwegs auf so manchen Gewürzladen, der speziell an der Straße errichtet wurde. Verschiedene Taxi-Rundreisende halten an verschiedenen Läden an und erzählen ihren Gästen sicherlich davon, wie viel besser dieser eine Laden ist.
Wir hingegen verirren uns in einen, der neben dem Verkauf auch die einzelnen Pflanzen und Anbauarten erklärt.





Der Wasserfall
Der Wasserfall war dann auch gar nicht so sehenswert. Für die Touristen vom Kreuzfahrtschiff – heute die AIDA, mit vielen deutschen, die zum fremdschämen einladen – wurden Betonplatformen in die natürliche Gesteinsform gegossen. Die Aussicht gleicht der eines Zoos aus den 70er Jahren. Die Kreuzfahrer freuen sich trotzdem. Sie wurden mit einem Aida-Bus hier her gefahren und Massen an Menschen drängen sich zu dem bisschen Wasser.
Immerhin gibt es einen kleinen Trail, an dem die Namen der einzelnen Bäume angebracht sind. Der wird von vielen, wohl-verköstigen, der Aida ignoriert und ist etwas leerer.


Danach geht es weiter zum Grand Etang Lake, im Zentrum des Nationalparks. Wir werden von einer Gruppe Kreuzfahrer mitgenommen, die sich eine Taxi-Rundfahrt für einen Tag gebucht haben…
Der See ist dann aber irgendwie auch nicht das Wahre. Auch hier viele Touristen vom Schiff und viel Trara um recht wenig. Die Aussichtsplattform allerdings bietet einen atemberaubenden Ausblick.


Hier oben sind wir die einzigen und können uns gegenseitig beim Touristen sein fotografieren.

Nach Sateurs schaffen wir es dann nicht mehr, weil wir von einem etwas verrückten Taxifahrer in die vollkommen falsche Richtung gefahren werden. Er hat uns die Rübe weichgeredet, aber wir springen bei erster Gelegenheit aus dem Taxi und können dem Wahnsinn entkommen. Stattdessen beenden wir den ereignisreichen Tag an Grand Anse, dem lokalen Strand mit dem schönen weißen Sand.

Zurück an Board
Bereits am Vortag habe ich mich entschlossen die Reise mit dem Boot auf Grenada zu beenden. Dafür gibt es viele Gründe. Die falschen Versprechen des Veranstalters. Die nicht funktionierende Kühlung. Aber auch die etwas oberflächliche Art, die das Segeln mit sich bringt. Abends an Land kommen, 2 Stunden Sonnenlicht, wenn überhaupt, und dann in irgendein überteuertes Touri-Restaurant. Am nächsten Morgen dann weiter und im nächsten Land das selbe Spiel.
Letztendlich aber auch nicht zuletzt wegen der beiden Mitsegelnden. Ihre übergriffige, invasive, Art treibt mich in den Wahnsinn und meine Mittel, zu versuchen mich dem freundlich zu entziehen, funktionieren nicht. Je mehr ich auf Abstand gehe, desto enger klammern sie. Es geht so weit, dass meine Texte mitgelesen werden und mein Bildschirm beim Fotografieren beobachtet und kommentiert wird.
So lasse ich mich auf Grenada aussetzen. Ich bleibe hier, auf der Insel mit den Gewürzen und unglaublich freundlichen Menschen. Noch 4 Tage und dann noch weitere 4 auf Martinique. Mit den anderen Mitseglern habe ich mich dort verabredet. Dort wollen wir uns austauschen wie die jeweiligen Wochen des Reisens so waren. Irgendwie bin ich auch etwas traurig den großen Show-Down der Crew mit dem Ehepaar nicht mehr zu erleben. Vor allem aber fühle ich mich nun frei.

So beginnt die letzte Woche in der Karibik.