Reise ins Nirgendwo

Nach einem kurzen Aufenthalt in Heidelberg, sollte die Reise am Morgen des Heiligabend losgehen. Wenig zeremoniell ging es dann ins Flugzeug, das definitiv nicht das hier abgebildete war. Aber da wir von einer Außenposition gestartet sind, blieb mir nichts anderes übrig, als mit Lügen Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Im Vorfeld der Reise hat es einige kulturell bedingte Kommunikationsschwierigkeiten gegeben, sodass mir zeitweise nicht ganz klar war wo genau es hingehen wird. Ich bin trotzdem ins Flugzeug gestiegen.

Die erste Etappe

Nach 11 Stunden Flug dann der erste Zwischenstopp. Der nur zweite Flieger, der nach fast zwei Jahren Unterbrechung wieder direkt geflogen ist, landet sicher. Wie auch schon das letzte Mal stellt sich ein leichtes Fremdschämen ein, als meine mitreisenden Pauschaltouristen beim Aufsetzen laut anfangen zu klatschen. Der Respekt den Piloten gegenüber hört dort aber auf, und trotz zweifacher Durchsage bitte sitzen zu bleiben, ist der letzte Klatscher nicht mehr durch die Hände, sondern durch das Öffnen und schnelle zurückschlagen der Sitzgurte entstanden.

Die Hitze dringt ins latent unterkühlte Flugzeug und es dürfte gerne schneller gehen mit dem Aussteigen. Noch schnell durch die Sicherheitskontrolle und das Gepäck abgeholt. Da sich der Pilot wegen Weihnachten ganz besonders viel Mühe gegeben hat und sogar eine halbe Stunde früher als geplant gelandet ist, stehe ich, zum Glück ohne vom Zoll kontrolliert worden zu sein, in der bald untergehenden, aber dennoch warmen, Abendsonne Kubas.

Zufälligerweise am selben Ort, an dem auch meine Reise vor beinahe zwei Jahren begann stehe ich nun wieder und kann förmlich spüren wie der arme, wintergeplagte, Körper, freudig endlich wieder Sonne zu sehen, mit der Vitamin D Produktion beginnt.

Gewohnt ungewohnt

Anders als beim letzten Mal allerdings erwartet mich kein Bus um mich zu einem der Luxushotels zu karren. Das wird wohl auch so schnell nicht wieder passieren. Sondern im Gegenteil muss ich warten, bis der Bus kommt, der mich zu meinem nächsten Stopp, das etwa 4 Stunden entfernte Santa Clara bringen wird. Anders als beim letzten Mal erschlägt mich Kuba diesmal auch nicht mit seiner Andersartigkeit und am wichtigsten. Anders als beim letzten Mal kann ich mich nun auch verständigen und bin nicht ausschließlich auf Hände und Füße angewiesen.

Die vier Stunden Wartezeit verbringe ich mit Sonne tanken und Menschen ansprechen. Ich erfahre, dass mein Bus entweder um 20 Uhr, oder um 19:30 Uhr, oder um 22 Uhr, oder heute gar nicht kommt. In einem sind sich aber Touristeninformation, Taxifahrer und Busunternehmen-Beschäftigter einig. Wenn er kommt, dann wird er auch vor dem Terminal halten, da soll ich mir keine Sorgen machen.

Warten auf den Bus.

In der Zwischenzeit versuche ich mir etwas nationale Währung zu besorgen. Dummerweise habe ich mir den Kurs nicht notiert und weiß nicht wie viel ich abheben soll. Also frage ich einen Sicherheitsmann, was wohl der Kurs sei (35 Cup = 1 EUR) und prompt bietet er mir an mir meine Euro für 40 Cup abzukaufen. Ich kenne das Land mittlerweile zu gut um zu denken, dass ich den besten Deal der Welt mache, aber hey ich brauche Geld und habe noch 20 Euro in der Tasche. Also tausche ich das Geld und 40 sind immer noch besser als 35. Am nächsten Tag wird sich herausstellen, dass der Straßenwert für einen EUR derzeit bei ca. 80, zeitweise auch 90 CUP, liegt. Naja… Zumindest ein gewisser Sicherheitsmann wird sich gefreut haben.

Kältetod auf Kuba

Der Bus kommt dann um 18:50 Uhr und damit fernab jeglicher zuvor aufgestellter Prognosen. Da die Klimaanlage nur an oder aus kennt, ist sie angeschaltet und tut fleißig ihr Werk, bis der Bus bei gefühlten – 10 Grad angekommen ist und gibt dort auf. So ziehe ich mir die zuvor abgelegte Winterjacke wieder an und die etwa vierstündige Reise nach Santa Clara beginnt.

Um etwa 0 Uhr Ortszeit komme ich an. Etwas unterkühlt und nunmehr 24 Stunden des Reisens fast ohne Schlaf auch ein bisschen fertig, aber noch bin ich nicht am Ziel angekommen. Da es Mitternacht ist, ist schon alles geschlossen und die Taxi Fahrer, die dem geneigten Leser vielleicht noch aus meiner vorherigen Ankunft in Santa Clara im Gedächtnis geblieben sind scheinen alle zu schlafen. Jedenfalls wird mir nicht das Ohr abgeschrien, stattdessen lässt ein Angestellter mich durch ein Tor auf die dunkle Straße. Dort sehe ich auch schon einen Schatten auf mich zukommen. Trotz der Übermüdung und der Dunkelheit erkenne ich ihn sofort.

Eddy

Es ist ein bisschen verrückt, dass mittlerweile zwei Jahre vergangen sind seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, sehen konnten. Doch nun steht er vor mir und wir umarmen uns zur Begrüßung, die ein bisschen länger ausfällt. Gemeinsam gehen wir zu einem Elektro-Scooter und fahren, mit dem 20 Kilo schweren Rucksack auf dem Rücken durch die mittlerweile kalte Nacht, raus aus der Stadt, in einen Vorort ohne asphaltierte Straßen zu dem Haus seiner Mutter. Dort empfängt mich la Abuela auf dem Sofa und vor dem Fernseher, wie auch schon damals in Trinidad, herzlich und voller Leben.

Das Haus am nächsten Tag
Anfangs skeptisch, dann sehr zutraulich: Pluto der Wachhund

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