
Meine erste Nacht auf Kuba war eine kalte Nacht. Nicht im Vergleich zu den eisigen Temperaturen, die wir hier im deutschen Winter haben, aber zumindest so kalt, dass es einer zusätzlichen (Sommer-) Decke bedurfte. Bei nur knapp 20 Grad fiel die Umstellung dann nicht ganz so schwer.
Essstörung auf Kuba
Ich tue mich mit dem Essen etwas schwer. Die Erinnerung an die Lebensmittelvergiftung vom letzten Mal ist noch sehr präsent und ich will mir auf gar keinen Fall wieder etwas einfangen. Das ist keine Kritik an den Kochkünsten meiner Gastgeber. Im Gegenteil. Alles schmeckt ganz hervorragend und lecker und ich wünschte ich könnte bedenkenlos in alles beißen und alles trinken was mir vorgesetzt wird. Von Arroz Congris, das man nicht mehr beiseite legen kann, zu Frühstück, dass durch seine Einfachheit besticht und nach mehr verlangt und natürlich Yuca, oder Maniokwurzel, wie es hierzulande etwas umständlich genannt wird.

Doch so wie ich auch nie wieder bedenkenlos in ein Krankenhaus gehen kann, wird auf Kuba auch immer die Angst mitessen am nächsten morgen aufzuwachen und die Seele aus dem Leib zu Kotzen. So gibt es kleinere Portionen und eine langsame Eingewöhnungsphase diese Sorgen einfach zu ignorieren.

Back to the Roots
Am nächsten Tag fahren Eddy und ich auf dem E-Scooter der Mutter in die Innenstadt von Santa Clara. Da ich Tourist bin ist das natürlich strengstens verboten, da er keine Beförderungslizenz für Touristen besitzt. Ja nicht mal einen Führerschein hat er, erzählt er mir als wir mit 25 km/h durch die aufkommende Hitze des Tages düsen. Verboten ist auch, dass ich überhaupt bei der Familie schlafe, denn dazu bedarf es eines anderen Visums, welches nur Familienangehörige bekommen. Ein Tourist darf nicht einfach so dort übernachten wo er möchte. Auf dem Weg kaufen wir noch etwas Yuca an einem der Straßenstände.




In Santa Clara setzen wir uns auf die selbe Terrasse auf der vor knapp zwei Jahren meine Reise in dieses außergewöhnliche Land begann. Und während es damals gerade eine Kartoffelknappheit gab, war es diesmal (neben vielen anderen Dingen) das Bier, das an allen Ecken und Enden fehlte. So gab es einen Weihnachts-Cuba Libre.
Kennenlernen nach Zwei Jahren

Schon bald machten wir uns wieder auf den Weg zurück zum Haus, wo auch schon die ganze Familie auf uns wartete. Einen Teil der Familie habe ich ja schon an meinem Geburtstag kennengelernt, Mutter Badiezka über deren Handy die Verbindung überhaupt erst zustande kam, da Eddy damals keines hatte. Sowie ihr Mann, der Pastor, und Eddys Stiefvater, der mich an meinem Geburtstag offenherzig Empfang und mit dem ich ein paar Mal über Videoanrufe gesprochen habe. Leider ist er im Spätsommer einer Corona-Erkrankung erlegen und wir hatten nicht mehr die Chance uns noch einmal richtig kennenzulernen. Und natürlich La Abuela, die lebensfrohe und lustige Oma, mit der ich diesmal so richtig sprechen kann und die mich noch mehr begeistert als vorher. Sie kommuniziert viel mit Augen und Gesicht, sodass es der gemeinsamen Sprache häufig nicht bedarf. Ihre stillen Kommentare zu Dingen, die gerade passieren und ihre häufig trockene und trotzdem lustige Art verzaubern mich und ich freue mich jedes Mal sie zu sehen.
Zwar telefonisch gesprochen, aber noch nicht in echt kennengelernt habe ich die Schwestern Deborah und Elisabeth. Elisabeth gibt sich viel Mühe sich mit mir zu unterhalten und gibt auch nicht auf, wenn ich mal wieder nichts mehr verstehe. Ihr Mann Luisito ist Deutschlandfan und hat mehr Deutschlandfahnen im Haus, als ich jemals in der Hand hatte und gedenke zu haben. Er ist Fußballfan und kann mir alles zu BVB und Bayern München erzählen. Gemeinsam haben sie Tochter Kamilla, die sich im Laufe des Abends sehr in Nougat-Schokoeier verlieben wird.

Die Feier
Der Tag war dann geprägt von Vorbereitungen für das große Abendessen. Es sollte Schweinebein über Feuer geröstet geben. Dazu wurde das Bein schon am Morgen bei einer Frau abgegeben, die über eine Feuerstelle verfügte. Dazu wurden allerlei Leckereien vorbereitet und die Schokolade, die ich mitgebrachr habe wurde sorgsam inspiziert (Maribou, Maribou mit Oreo und Milka mit Keks). Ich selber habe nur ein paar Stücke der Maribou am Vortag gegessen. Die anderen Tafeln seien jedoch auch gut angekommen wurde mir berichtet.
Für die Weihnachtsfeier gehen wir in das Haus von Elisabeth und ihrem Mann. Stolz gibt er mir eine Führung und ich tatsächlich sind die Leistungen beeindruckend. Nicht nur gibt es fließendes Wasser und eine dauerhaft gut funktionierende Spülung. Auch die Türen sind ausgetauscht und das Licht komplett installiert. Inklusive einer etwas älteren Klimaanlage im Schlafzimmer. Das alles in nur 14 Tagen und alles dank deutschem Werkzeug versichert er mir und zeigt mir seine Metabo Bohrmaschine ohne die das alles nicht möglich gewesen sei. Stolz zeigt er mir seine Deutschlandfahnen und ist etwas überrascht über meine verhaltene Reaktion zu soviel Patriotismus.
Kurz vor dem Essen kommt die besondere Überraschung. Eine Schokoladentorte die unsere Kubanisch-Deutsche Freundschaft besiegelt




Nach dem Essen kommen der Weihnachtsmann und sein Elf vorbei und verteilen Geschenke an die Familie.
Am nächsten Tag findet in der Kirche, die sich im selben Haus befindet, ein Gottesdienst statt, der den gesamten Vormittag in Anspruch nimmt. Ich treffe einen aus der Gemeinde, der mir erzählt, dass er jede Konfession akzeptiert. Schließlich sei er auch lange verloren gewesen und habe falsch gelebt. Daher könne er niemanden verurteilen der gottloser Sünder sei…
Am Nachmittag dann fahren wir zu einem Vergnügungspark, der aber leider schon voll ist. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir nicht reinkommen. Wir müssen nur warten bis der Chef vom Portier gerade nicht da ist um ihm das Bestechungsgeld zuschieben zu können. Danach dürfen wir rein und gehen an den Pool, bestechen dort den Aufpasser abermals, und dann an die Vergnügungsgeräte zwei Häuser weiter.





Direkt im Anschluss geht es zum Abschiedsessen mit der Familie. Wir gehen in ein Restaurant und beginnen uns voneinander zu verabschieden auf diesem kurzen Trip.

Am nächsten Tag fahren Eddy und ich mit dem Víazul nach Havanna und schließlich nach Varadero.