Nach meinem vierwöchigen Abenteuer in Chile, und vor Allem Argentinien, lande ich nach 6 Stunden in Bogotá. Während ich hier ein paar Tage auf die Ankunft von Stefan warte, entdecke es das beste Essen, dass ich je gegessen habe und begehe dank dem Alkohol meine größte Dummheit in Kolumbien – Ich gehe zu Fuß.

Bogotá
Die Hauptstadt Kolumbiens liegt auf 2.600 Metern und das lässt mein Körper mich auch spüren. Auch wenn das im Vergleich der Anden nicht sonderlich hoch ist, mag mein Körper den reduzierten Sauerstoffgehalt nicht. Drei Treppenstufen gehen wird zur Tagesaufgabe und ist mit viel schnaufen verbunden. Der gemütliche Spaziergang durch die Stadt wird noch mal um fünf Stufen gemütlicher und gerne auch etwas kürzer als normal.
Eigentlich habe ich die Stadt bei meinem ersten Besuch, im April, als langweilig abgestempelt und war so gar nicht begeistert hier zu sein. Um nicht die selben drei Ecken der Stadt zu sehen die ich schon kannte, zog es mich diesmal nach Chapinero. Eine alternative Gegend in der viel Kunst, viel Gastronomie und viel Party ist.
Besonders hervorgehoben sei hier Sachi Cocina Peruano. Peruanisch ist eh schon der Hammer, hier setzen sie noch einen drauf. In meiner kurzen Zeit werde ich Stammgast und die Vorspeise Causa Matrimonio ist das mit Abstand leckerste, was ich je gegessen habe. Eine Kartoffelpaste dazwischen Hähnchenpaste und Avocado und daneben eine traditionelle Ceviche in Leche de Tigre. Es geht nicht besser.

Stefan kommt am Sonntag morgen um etwa 5 Uhr an, genug Zeit also am Freitag doch noch mal ins hoch angepriesene Theatron zu gehen. Die größte Disko in Bogotá/Kolumbien/Südamerika – ale Varianten gehört und alle klingen glaubhaft.
Zu alt für Party
Hin und wieder merke ich, dass ich trotz der proklamierten 25 Jahre in Wahrheit doch schon fortgeschrittener im Alter bin. Die ernsthafte Selbstüberzeugung, dass man natürlich um 20:00 Uhr schon mal zu einer Disko gehen kann, um mit jungen Leuten abzuhotten, war so einer dieser Momente. Die Wecker der Türsteher haben sicherlich nicht einmal geklingelt, als ich das erste Mal um den Block, etwa 15 Gehminuten von meiner Unterkunft entfernt, schlich. Alles ruhig, keine Menschen da.
Um nicht auszusehen wie jemand, der sich gerade wirklich selbst davon überzeugt hat um 8 Uhr abends in eine Disko gehen zu können, gehe ich ganz cool und unauffällig die Seitenstraße lang. So komme ich in den Parque de los Hippies, wo sich all diejenigen treffen, die entweder auf den Einlass in eine der Diskos warten, oder zu wenig Kohle haben und sich deshalb einfach im Park mit Freunden zum Saufen treffen.

So lerne ich ein paar Inline Skater kennen, die dort versammelt sind. Ich frage sie aus, wo sie fahren, ob und wie das hier überhaupt funktioniert. Sie zeigen mir Videos wie sie durch den Straßenverkehr rasen, über die löchrigen Straßen in einem Verkehr, den ich mir nicht mal als Autofahrer im gepanzerten SUV zutrauen würde. Die sind mir zu hart. Wir verstehen uns trotzdem gut und mögen das selbe Bier. Meine Ambitionen in die Disko zu gehen habe ich inzwischen aufgegeben. Ist eh irgendwie zu gefährlich. Hier in einer sowieso schon etwas gefährlicheren Stadt und dann betäubt und alleine. Ne, denke ich mir. Mit der Gruppe trinkt es sich hingegen ganz gut.

Ab 23 Uhr räumt die Polizei regelmäßig den Park. Auch Strände werden in Kolumbien um 20 Uhr von der Polizei geräumt. Wer es schafft 10 MInuten in einer Nachbarstraße zu verbringen, kann nach der Räumung allerdings wieder für eine gewisse Zeit in Park oder Strand. Bis die nächste Räumung losgeht. Meine neuen Freunde nennen mich nun „El parce aleman“ – „Der deutsche Kumpel“. Parcero ist kolumbianischer Slang für einen Kumpel/Freund. Bei einer dieser Räumungen gehen wir in eine Nachbarstraße, in der sie einige bekannte Punker treffen. Bis ich die paar Jungs und Mädels da in ihren nietenbewährten Lederjacken sah, habe ich mir ehrlich gesagt noch nie über Punker in Kolumbien Gedanken gemacht. Im Land des Salsa, Bachata, Reggaeton usw. habe ich sie nicht vermutet. Aber ähnlich wie auf Kuba, gibt es natürlich auch hier Geschmäcker außerhalb des Mainstream. Begeistert erzähle ich ihnen, dass ich aus Hannover komme und welchen Stellenwert die Stadt für europäische Punks hatte. Von Hannover haben sie noch nie gehört, aber die Neue Deutsche Welle kennen sie und fragen mich, ob ich wohl schon mal Nena live gesehen hätte. Überraschenderweise konnte ich das nicht bejahen.
Nach einer Weile verabschieden sie sich und als ich sie frage was sie noch machen, lerne ich ein neues Wort kennen: „punkear“. Mit -ear enden Wörter, die eigentlich mal Nomen waren, dann aber zu Verben gemacht wurden. Ein Punker „punkert“, Ein Skater „skatet“. Ein anderes Beispiel ist „gatear“. Es kommt von der Katze „gato“, und wird zum Verben „katzend“, bzw. wie eine Katze schleichend. Zum Beispiel von einem Zimmer zum Anderen. Ein drittes Beispiel wäre das Wort „culear“, dessen Ursprung und Bedeutung aber jeder für sich selber erarbeiten darf. Auf meine Frage was die Nacht noch für sie bringt, bekomme ich also als Antwort: „punkeamos por allá“ (Wir punken irgendwo da) und eine Geste in eine unbestimmte Richtung entlang der Straße.
Auch die Skater wollen langsam los, in eine Ecke, die ohne Skates zu weit ist. Daher verabschieden wir uns um mittlerweile 1 Uhr Nachts. Sie erklären mir, dass Chapinero definitiv keine sichere Gegend ist und ich nur an dieser einen Hauptstraße langgehen darf, oder ein Taxi nehmen soll. Schon reichlich alkoholisiert folge ich den Anweisungen, nur um mich auf der Hälfte des Weges umzudrehen und nun doch in die Disko zu gehen. Wäre ja auch ein verschwendeter Abend, nun bin ich auch schon so lange wach, rede ich es mir schön.
Entlang der sicheren Hauptstraße geht es zurück zum Park und zum Theatron. Ohne Probleme werde ich rein gelassen und stelle recht schnell fest, dass ich erstens zu betrunken bin und zweitens Disko auch in Südamerika scheiße finde. War noch nie meins und hat sich mit Annäherung an den Äquator nicht auf magische Art und Weise geändert. Es ist groß, es ist laut und bestimmt cool mit Freunden, aber nicht alleine und betrunken. Mein Weihnachtsbekannter hat mir Videos gezeigt, die er hier gemacht hat und die definitiv nicht hier hochgeladen werden könnten. Im lauten dunklen Boom Boom versuche ich den Raum zu finden, aber ohne Erfolg. Es ist wirklich riesig hier. Das stumpfe Hämmern der elektronischen Musik in Kombination mit Stroboskob und einer Lautstärke, die in Europa nicht legal wäre, drückt der Alkohol noch mehr in den Kopf und Ich gebe auf. Nicht mal eine Stunde dauerte meine Disko Erfahrung. Naja, wie ich später erfahren soll, wäre das was ich suchte eh nicht da gewesen. Das ist nur Donnerstags im Programm.
So geht es in die kalte Nacht, entlang der Straße, die ich am frühen Abend auch zur Disko gegangen bin und die ganz einhundertprozentig nicht die sichere Hauptstraße war. Als mir das auch auffiel war es aber schon zu spät. Ich hatte schon gut die Hälfte des Weges hinter mir und traute mich aufgrund der verlassenen Umgebung nicht mehr mein Handy rauszuholen. Es blieb nur weiter zu gehen und zu hoffen dass alles gut ausgeht. Als ich in an der Basilica de Lourdes ankomme, erinnere ich mich an eine kleine Polizeistation, die dort im Park stand. Also gehe ich durch den nochmal dunkleren Park zur Polizeistation, die natürlich unbesetzt ist. Von da sind es noch zwei Straßen weiter zu meiner Unterkunft. Der Portier schaut mich, ob des Fehlens eines Taxis, ungläubig an.

Es hört sich für europäische Ohren vielleicht nach nichts an, aber alle meine Bekannten aus Bogotá starren mich an Eine Mischung aus Entsetzen, wegen der Gefahr, Verblüffung, weil nichts passiert ist und Mitleid, weil ich offensichtlich zu Naiv für diese Stadt bin. Nachts sind die verlassenen Straßen das Gebiet von Dieben und Räubern und es ist so unsicher, dass auch kürzeste Strecken besser mit dem Taxi zurückgelegt werden sollten.
In Bogotá wird empfohlen Nachts nur Taxen über App und Taxiruf zu bestellen, da die Gefahr besteht, dass ein unsauberer Taxifahrer von der Straße einen in einer Nebenstraße ausraubt und mitten im Nichts stehen lässt. Auch beliebt ist die Masche, bei der Geschäftspartner den Raub ausführen und der Taxifahrer sich in Unschuld wiegen kann. Frauen hingegen, haben mitunter schlimmeres zu befürchten als nur ausgeraubt zu werden. Wer nachts zu Fuß unterwegs ist, geht schon ein hohes Risiko ein ausgeraubt zu werden. Selbstverständlich sind dabei häufig Waffen im Spiel und wer dann noch meint zu diskutieren, schwebt in ernsthafter Lebensgefahr. Man sollte es einfach sein lassen.
Das Glück war also mal wieder mit einem dummen und betrunkenen Sebastian. Ein Ausrutscher, der nach sich zieht, dass ich in den verbleibenden Monaten sehr, sehr umsichtig mit dem Konsum von Alkohol werde.
Besuch aus Europa
Am Sonntag morgen um 4 Uhr landet Stefan in Bogotá. Mein total übernächtigter Taxifahrer holt mich dafür wie verabredet um 3:30 Uhr von meiner Airbnb ab und schläft auf dem Weg zu Flughafen mehrfach hinterm Steuer ein. Zum Glück sind keine anderen Autos unterwegs und weil ich keine Bekanntschaft mit der nächsten Leitplanke machen möchte, unterhalten wir uns über Dinge, über die man sich so Nachts um 3 Uhr unterhalten kann. Disko, Party, Hunger und wie dumm ich war zu Fuß nach Hause gegangen zu sein.
Am Flughafen werde ich bald von einer Latino-Großfamilie umgeben. Sie warten auf Nicolás, der scheinbar im selben Flugzeug ankommt wie Stefan. Neben riesigen Willkommensschildern und Gierlanden, bringen sie Luftballons und viel gute Laune für die frühe Stunde. Nicolás, so erfahre ich, kennt eigentlich nur 2 der insgesamt etwa 20 anwesenden, nämlich seine Großeltern. Er war erst ein oder zwei Mal in Kolumbien und ist ansonsten bei seiner ausgewanderten Mutter in Kanada groß geworden. Gemeinsam warten wir eine gute Stunde bevor die ersten Passagiere am Gepäckband auftauchen. Ich bin mittlerweile so in den Geschichten über Nicolás involviert, dass es mir fast peinlich ist nicht wenigstens auch einen Ballon dabei zu haben. Die Menschenmenge am Gepäckband wird größer, doch keine Spur von Nicolás. Wir gehen auf und ab um Ausschau nach ihm zu halten. Kommt er eigentlich alleine, oder in Begleitung? Alleine, weiß Oma zu berichten. Mittlerweile wird es schwer einzelne Menschen in der Masse der Ankömmlinge vorm Gepäckband auszumachen und noch immer keine Spur von Nicolás.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch kein einziges Wort mit der Familie gewechselt. Ich stehe einfach nur in dieser großen Ansammlung von Menschen, die auf Nicolás warten, und werde mitgenommen auf dieser emotionalen Reise. Da huscht auf einmal eine bekannte Gestalt den Gang entlang. Ist er das, frage ich mich. Nein, es ist Stefan und wie ich ihn da sehe, fällt mir ein, dass ich ja gar nicht wegen Nicolás gekommen bin. Aus meinem Bann gerissen löse ich mich aus dem Familienverband und gehe zur Ankunft, um dort auf Stefan zu warten. Auch wenn mich die Emotionen der Familie sicherlich überfordert hätten: Ein bisschen traurig bin ich trotzdem Nicolás nicht begrüßt gekonnt zu haben.
Salento
Wir beginnen unsere Rundreise in Salento, hier, mitten in den grünen Bergen am Valle del Cocora, war ich freilich schon. Doch die Rundreise ist für Stefan geplant und ich freue mich ihm dieses großartige Land zu zeigen, zu zeigen, was mich hier so begeistert. Und die Begeisterung springt schnell über. Wie soll es auch anders sein?








Getreu meinem Reisestil treffen wir zufällig auf ein paar andere Touristen. Eine Engländerin und eine etwas verrückte Französin. Das sie etwas plem-plem war, war zwar irgendwie schon von Anfang an klar. Sowas lässt sich einfach nicht komplett verstecken. Das volle Ausmaß sollten wir aber erst am Abend in einer Kneipe erfahren, wo wir mit mittlerweile einem weiteren französischen Ehepaar saßen. So unterhielt sie den Tisch mit einer wilden Geschichte, in der eine Liebesbeziehung mit Koks auf einem Tablett in Chemnitz begann, eine Fernbeziehung zwischen Paris und Berlin wurde, um schließlich in einem Eifersuchtsdrama mit Blumentopf werfen auf den Straßen Kreuzbergs ihr Ende zu nehmen schien, bevor sie in einem Zug in der Provinz Italiens landete, um dort in einem einsamen Haus am Meer einem Gewaltakt nur dadurch zu entgehen, indem sie ein Auto stahl, mit dem sie im nächsten Ort einen pädophil anmutenden älteren Herren traf, der ihr den Zug nach Berlin zu ihrem ehemaligen Liebhaber gegen Gunst zahlen wollte. Auf der Skala zwischen gut verrückt und verrückt verrückt, wanderte sie auf dem sehr schmalen Grat dazwischen und besuchte beide Lager regelmäßig, ohne jedoch lange genug zu verweilen um eine endgültige Einordnung vornehmen zu können.
Die Engländerin wohnte in unserem Hostel und so traten wir nach diesem Rollercoaster of a Story gemeinsam den Heimweg an. Ein guter Start in dieses verrückte Land für Stefan, der schon seit einer Ewigkeit wach gewesen ist und trotzdem irgendwie erst nach mir ins Bett gegangen ist.
Cartagena
Über Bogotá fliegend, war unser nächstes Ziel Cartagena. Der arme Junge sollte etwas aus dem deutschen Frost aufgetaut werden und 32 Grad am karibischen Meer und Pool sind genau das Richtige dafür. Hier, am Plaza de la Trinidad, gibt es, nun durch mindestens zwei Leute bestätigt, den besten Burger der Welt. Ich stelle Stefan Jusue, meinen venezolanischen Bier-Ticker vor. Schon der vierte Kunde, dem ich ihn bringe, versorgt er uns stets mit kaltem Bier und beschwert sich irgendwie trotzdem, wenn ich nicht so viel kaufe/trinke, wie er das will, die kleine Raupe Nimmersatt. Am nächsten Abend fahren wir auf einer Dinner-Bootsfahrt durch die Bucht von Cartagena. Wir werden für ein Pärchen gehalten und uns wird der besonders romantische und abgelegene Bug des Schiffes angeboten. Wir haben keine Eile dieses Missverständnis aufzuklären und genießen die hervorragende Aussicht auf die Stadt.










An unserem letzten Tag hole ich mir meine, für die Karibik, obligatorische Lebensmittelvergiftung. Von Durchfall und Erbrechen geplagt, füge ich mich, wie immer, in mein Schicksal und bleibe unter der Klimaanlage liegen. Stefan zieht los zum besten Burger der Welt, Jusue und ins Nachtleben von Cartagena. Sie werden ja so schnell Flügge.
Medellín
Wieder mal geht es nach Bogotá um von dort aus nach Medellín zu fliegen. Lange in Vorbereitung war unsere Tour über den bekannten Fruchtmarkt Medellíns. Dort sollten uns in einer Tour die exotischen Früchte Kolumbiens gezeigt werden. Jeweils natürlich mit Geschmacksprobe. Nach den Tomate de Árbol ist klar, mein Magen will noch nicht und als uns eine besonders stark stinkende Frucht gezeigt wird – Man denke an abgetragenen Sportschuh, der über Wochen im Turnbeutel vergessen wurde und dort geruchstechnisch vor sich hinreifen konnte – ist volle Rebellion angesagt. Ich muss die Tour abbrechen und lasse mich in einem Taxi zum Kotzen ins Hostel fahren. Ist Reisen nicht schön?
Wir schaffen es aber in den Nationalpark. Mit der Seilbahn geht es über schier unendliche Weiten von Wäldern und die Aussicht, vor Allem auf der Rückfahrt, ist beeindruckend.






Julio, der Guide der RealCityTours, gibt uns eine hervorragende private Tour durch die Comuna 13. Es ist genau das, was ich mir erhofft habe. Kein oberflächliches „Was bedeutet dieses Graffiti, was bedeutet jenes“. Es ist die Geschichte einer gebeutelten Gemeinde, in die er seine persönlichen Erfahrungen, wie er in dieser aufgewachsen ist, einfließen lässt. Ich berichtete bereits in einem anderen Eintrag über die Geschichte Medellíns und möchte hier nicht zu viel von dieser Tour preisgeben, da interessierte sie lieber selber buchen sollen. Wie auch schon auf den vorherigen Touren finde ich beeindruckend, dass Mord und Hinrichtungen hier vor nicht mal 15 Jahren noch an der Tagesordnung waren. Ich komme nicht umhin mir die Geschichten anzuhören und zu denken:
„Oh, da habe ich den Realschulabschluss gemacht“ – „Das Paramilitär hat die Kontrolle übernommen und vermeintliche Kartell-Zugehörige erschossen. Durch Machtdemonstrationen wie Hinrichtungen auf der Straße wird Macht etabliert“,
„Hey da haben wir das Abi gemacht“ – „Das Militär erobert mit Anti-Panzer-Waffen und Hubschraubern den Stadtteil zurück“,
„Das war in meinem ersten Jahr an der Uni.“ – „Das Militär bringt wahllos Menschen um und versteckt ihre Leichen über Jahre an einem unbekannten Ort.“
Mit dieser Verbindung im Kopf ist es wirklich erstaunlich heute, keine 15 Jahre später, an diesen Orten zu stehen und zu wissen, dass man auch sicher wieder gehen kann. Die Stadt und die Menschen von Medellín haben hier in erstaunlich kurzer Zeit erstaunliches geleistet und man kann einfach nicht häufig genug betonen, wie grandios diese Leistung ist und auch welche Kraftanstrengungen bis heute in diese Transformation fließen und auch weiter fließen müssen um den Frieden zu bewahren.
Wer in Kolumbien ist, kommt um Medellín nicht herum und wer in Medellín ist, kommt um Communa13 nicht herum. Wer ernsthaftes Interesse an dem erstaunlichen sozio-kulturellen Wandel hat, den dieses Land in den letzten 60/70 Jahren durchgemacht hat, dem kann ich nur empfehlen Julio zu kontaktieren. Dabei bitte nicht von dem „Geschlossen“ abschrecken lassen. Die Tour richtet sich nicht an Gore- oder Elendstouristen, die sich am Elend anderer ergötzen möchte, oder die möglichst schaurigsten Geschichten aus den (Drogen-)Kriegen hören wollen. Es geht nicht um Glorifizierung, sondern um Erklärung. Daher, sagte Julio, bietet er die Tour nur Leuten an, denen er vertraut genau eben jenes nicht zu wollen.
Julio, übrigens liest diesen Blog gelegentlich auch und erzählt mir nach der Tour, dass er es schon etwas verrückt fand, dass ich, Monate nach meiner ersten Tour mit ihm im April, im Dezember einfach so auftauchte, um zu fragen, ob er mir und einem Kumpel im Januar eine Tour durch die Comuna 13 geben könnte. So bittet er uns zum Abschied um ein Selfie. Liebe Grüße an dieser Stelle.




Irgendwie ist dann auch schon mein Geburtstag (mal wieder 25 geworden) Leíder kommt uns in Medellín besuchen um zu feiern und einen Tag später fliegt Stefan alleine nach Bogotá und von dort wieder zurück ins verregnete Hannover, die zwei Wochen sind in Windeseile verflogen.
Dem Ende nah
Auch meine Zeit in Kolumbien geht nun dem Ende zu, auch wenn ich das zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß. Beim nächsten Mal erzähle ich von kolumbianischer Zuverlässlichkeit, von der Höhenkrankheit und warum aus dem Visa, vorerst doch nichts wurde.