Panama

Panama ist Dinosaurierland. Nicht nur, daß es hier Vögel gibt, die von ihrem Aussehen an den Pterosaurus, einen Flugsaurier, erinnern. Die kilometerweiten, unberührten, Urwälder und Dschungel haben etwas vorzeitliches. Letztendlich wurde der erste Jurassic Park Film nicht weit entfernt auf einer Insel gedreht, deren Flora ganz ähnlich der Panamas ist. Abseits von Cocktailschlürfen bei 35° am Pazifik wird es mitunter etwas haariger.

Urlaub vom Reisen

Wie ich auf einer Busfahrt über die, gelegentlich mit Straße versehenen, Schlaglöcher in Kolumbien feststellte, brauchte ich eine Abwechslung der bisherigen Reiseroutine, ja quasi einem Urlaub vom Reisen. Kopf zu, Alkohol und Essen rein war die Lösung.

Zunächst geht es vom Flughafen per Taxi in das 2,5 Stunden entfernte All Inklusive Hotel. Ohne Bus und selber Organisieren, soll es mit Fahrer und am Flughafen mit Namensschild abgeholt werden, in diesen Urlaub gehen. Also nehme ich konsequenterweise eine falsche Abzweigungn und ende an Terminal 1 während Taxi und Schild an Terminal 2 auf mich warten. Den eigentlich nur 5 minütigen Fußweg zwischen den Terminals erledigt der Taxifahrer im Auto in nur 65 Minuten. Eine Erklärung gibt es nicht, aber ich bin eigentlich auch nur froh, dass es losgeht. Panamá-Stadt ist unglaublich heiß und Schwül und das Auto angenehm gekühlt.

Im Hotel kommen wir pünktlich zum Abendbrot an. Die nette Dame am Empfang gibt mir ein Upgrade des Zimmers und als ich es betrete, hatte ich die ersten zwei Tage Sorge dass jederzeit ein Angestellter in meine zwei Zimmer Nobelsuite kommen würde, um mir zu mitzuteilen, dass es sich um einen Fehler handeln würde und mir anschließend ein Loch im Keller zuweisen würde. Er muss sich auf dem Weg zu meinem kleinen Königspalast allerdings verlaufen haben, denn tatsächlich durfte ich eine ganze Woche dort residieren.

In den nächsten Tagen waren meine einzigen Sorgen, sich an das konstante Meeresrauschen in der Nacht zu gewöhnen, und damit klar zu kommen, aufgrund der Premiumlage am Strand, ein paar Schritte mehr zum Essen gehen zu müssen.

Da dies mein überhaupt erst zweiter Aufenthalt in so einem Bunker ist, war ich doch überrascht, wie sehr es mir gefallen hat.

Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass es sich hier um Ablenkungsorte handelt, die ihre Daseinsberechtigung haben, die aber nichts mit dem Land zu tun haben. So geht es nach einer Woche Poolbar, Strandbar, Bar und Sonnenliege ins wilde Panama.

Panama

Naja, „wild“. Eine willkommene Abwechslung ist die äußerst gut ausgebaute Interamericana, auf der man in Bussen entweder zur Hauptstadt (nach Panama), oder von ihr weg (nach draußen) fährt. Die Busse haben je nach Destination Klimaanlage oder rasen so unverschämt schnell durch die Gegend, dass für genug Ventilation gesorgt wird. Die einzige Schwierigkeit besteht darin auf einem heran sausenden Bus die Richtung ablesen zu können, was durch die äußerst eigenwilligen Schriftarten nicht leichter gemacht wird.

Busfahrer haben auch immer einen Conductor dabei. Der Conductor steigt an Bushaltestellen aus und versucht die Leute in den Bus zu bekommen. Er merkt sich auch wer wo eingestiegen ist und kümmert sich um das Finanzielle, sodass der Fahrer sich auf die Fahrt konzentrieren kann. Damit ist das System so ziemlich das Gleiche wie dem auf den kleinen Antillen der Karibik.

Wiedersehen in der Hauptstadt

Als ich im April letzten Jahres das erste Mal in Kolumbien war, traf ich bei einem Tandemtreffen einer Sprachschule in Medellín, Carlos. Carlos is ursprünglich aus Brasilien, wohnt aber in Panamá und war zu Besuch in Medellín. Wir hatten einen netten Abend beim Tandem und verbanden uns schließlich bei Instagram. Als ich also postete, dass ich nach Panamá fahren würde, kontaktiert er mich. Er schreibt, dass er noch immer in der Hauptstadt wohnt und ich ihn einfach anschreiben soll wenn ich Tips oder Infos über das Land brauche.

So kam es, dass wir uns am Ostersamstag in der Hauptstadt trafen. In seinem überraschend protzigen Auto zeigte er mir im Schnelldurchlauf ein paar entlegenen aber sehr schöne Ecken der Stadt und anschließend gab es leckeres Essen im 10. Stock im Bankenviertel. Wegen der Feiertage war die Stadt wie leergefegt, da alle Bewohner die freien Tage nutzten vorm „Winter“ nochmal schnell raus zu kommen. Winter, das hat hier nichts mit Kälte zu tun, sondern beschreibt die Regenzeit, in der es zu heftigen Stoßregenfällen kommt, die aber nach einer guten Stunde vorüber sind. Ich musste mich also ein bisschen amüsieren über den neuen Winterbegriff.

Ich habe noch ein paar interessante Panameños kennengelernt und hier und da Kolumbianer. Alles in allem war es aber ein ruhiger Monat, dessen Ziel ja Urlaub statt Reisen war.

Einem meiner neuen Bekannten erzählte ich von diesem Kinderbuch, dass wir in Deutschland haben und wie ich von vielen Bekannten aufgefordert wurde nach Bär uns Tigerente zu suchen. Noch bevor ich zu Ende erzählen konnte, zeigte er mir ein Bild von dem Hostel, in dem er arbeitet.

Nachdem auch dieses Kapitel geschlossen war, ging es zurück zum Flughafen.

Kolumbien

Schon bevor ich im November aufgebrochen bin, hat mir meine Bekannte Ana erzählt, dass sie hofft demnächst wieder ihre Eltern und ihre Heimat besuchen zu können, und wie cool es wäre wenn wir uns in Kolumbien treffen würden.

Ich habe ihre Eltern mittlerweile so häufig getroffen und habe so viele ihrer Verwandten dabei kennengelernt, dass ich begann zu scherzen, dass Ana mir ihre Familie ausleiht, während ich in Kolumbien bin.

Nach der Episode im Krankenhaus von Bogotá war klar, dass ich die Stadt verlassen musste und wegen der anstehenden OP im Juni nur noch begrenzt Zeit in Lateinamerika habe. Also rief ich Ana an und fragte sie, ob es okay wäre, wenn wir uns erst in Europa wiedersehen, da ich wirklich nicht in Bogotá bleiben konnte. Sie verstand dies und auch wenn sie etwas traurig war, einigten wir uns auf ein Treffen in Hannover im Juni.

Was sie nicht wusste, war dass ich mit ihrer Mutter einen Plan geschmiedet hatte. Um leichter durch Panama zu kommen ließ ich meinen großen Rucksack bei der Familie. Statt direkt weiter zu fliegen, kam ich genau an dem Tag zurück nach Bogotá, an dem die Eltern eine Überraschungsgeburtstagsparty für Ana und ihren Freund Lukas geplant hatten. Ein Überraschungsgast auf einer Überraschungsparty quasi.

So kam ich am Abend in dem Haus der Party an, ohne auch nur ein bekanntes Gesicht zu sehen. Doch das schöne hier ist, dass das vollkommen egal ist und man immer willkommen ist. So lerne ich Cousins, Onkel und Tanten, die Nachbarn, sowie deren Verwandte kennen. Viele von ihnen „kannten“ mich, weil sie live beim Krankenhausdrama dabei waren und erkundigten sich wie es mir wohl gehen würde. „Ach du bist der aus dem Krankenhaus!“ Das fühlte sich zwar zwischenzeitlich etwas merkwürdig an, aber war irgendwie auch sehr schön und aufmerksam, wie involviert alle waren.

Als die beiden dann kamen, war die Freude auch tatsächlich groß und die Überraschung gelungen und ich freute mich einer Latinogeburtstagsparty beiwohnen zu können.

Zum Abschied wurde ich mehrfach gefragt wann ich wohl wiederkäme und ob wir uns wiedersehen würden. Volle Integration zwischen Ceviche, Rotwein und Nachtisch.

So ging es glücklich am nächsten Tag zum Flughafen in Richtung der vermeintlich letzten Station der Reise: Mexiko.

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