In einem sechs stündigen Flug geht es auf zur vermeintlich letzten Station auf dieser Reise: Mexiko. Zwischen Horrorstories über gestohlene Nieren und alles super Sicher, ist alles im Fundus der Reisegeschichten von Mexiko. Mit gehörigen Respekt geht es auf nach Cancun im äußerst behüteten Yucatan.

Cancun
Cancun ist eine US-Amerikanische Enklave in Mexico und weil die Kartelle mit Tourismus ihr Geld ganz hervorragend waschen können, ist es hier auch ziemlich sicher. Es ist allerdings auch die touristisch kommerzialisierteste Zone und wer auf so etwas nicht steht, muss um recht viele Orte einen Bogen machen. Von mexikanischem Leben ist hier nämlich kaum noch was zu sehen, nachdem Investoren ein Resort nach dem anderen so lange gebaut haben bis man vom Strand nichts mehr sieht, bzw. auch das letzte Gebäude der Innenstadt durch einen Souvenirshop ersetzt wurde, der die selbe Ware „Made In China“ verkauft, wie alle um ihn herum auch.
Cancun ist hier führendes Beispiel und weil das kein Geheimnis ist, bleibe ich nur eine Nacht in der Nähe des Busbahnhofs um am nächsten Morgen schnell zu verschwinden.
Bas, Helen, Valentina, Eva
Valladolid
Valladolid liegt nicht am Meer und ist der hardcore Kommerzialisierung daher bisher noch entkommen. Von hier ist es ca. 1 Stunde im Colectivo nach Chichén-Itzá und etwa 30 Minuten nach Ek-Balam, beides Stätten von Maya Ruinen. Colectivos sind Taxen oder Minibusse, die ein bestimmtes Ziel haben und erst losfahren wenn alle Sitze besetzt sind. Das bringt etwas Unsicherheit bei Abfahrt und Ankunft mit sich, aber auch extrem günstige Festpreise.
Im Hostel lerne ich schnell Bas aus den Niederlanden und Helen aus England kennen. Wir gehen gemeinsam zu einer Lichtshow, die in Kürze die Geschichte der hier einheimischen Maya, der spanischen Invasion und dem Beginn der Unabhängigkeitskämpfe in der Region erzählt.
Chichén-Itzá
Weil Bas Chichén-Itzá schon gesehen hat, fahre ich am nächsten Tag mit Helen. Erst wollte ich gar nicht hin, weil es so überlaufen sein soll. Aber als wir da sind, bin ich froh doch gegangen zu sein. Obwohl die Anlage eher klein ist, ist es beeindruckend hier. Da wir einen privaten Tourguide haben, bekommen wir eine gute Idee davon wie das Leben hier wohl war und die besten Fotospots sind auch in der Tour enthalten.
Wer Chichén-Itzá besuchen möchte, sollte auf jeden Fall früh aufstehen. Einerseits ist es unglaublich heiß und zum anderen kommen die Massen erst ab ca 10 Uhr an. Wir waren um 7 Uhr da und um 10 Uhr durch, sodass wir weder Sonnenstich noch Touristenmassen ertragen mussten.






Ek-Balam
Abends im Hostel lernen wir noch Eva, ebenfalls aus England, kennen. Auch sie ist einem Besuch Chichén-Itzás gegenüber etwas skeptisch. Wir erzählen ihr von Ek-Balam, einer anderen Fundstätte, auf die man sogar hinaufklettern darf. Und so schließt sie sich uns am nächsten Morgen spontan an. Mittlerweile zu viert machen wir uns auf den Weg zum Colectivo. Es schließt sich noch Valentina aus Argentinien an. Bas hatte sie kennengelernt und sie wollte auch auf Pyramiden klettern. Zu fünft quetschen wir uns in ein Taxi und fahren die 30 Minuten nach Ek-Balam.
Chichén-Itzá war schön anzuschauen und die Tour interessant für die Geschichte. Ek-Balam ist zum Anfassen. Wir klettern den Tempel hinauf und können über die Baumkronen des Urwalds kilometerweit in die Ferne schauen. Das ist noch mal etwas ganz anderes.




Die Ruinen von Ek-Balam und Chichén-Itzá stammen etwa aus der Zeit um 600-900 n.C. Um etwa 900-1200 kollabierte das Maya Reich nach und nach und obwohl die Tempel mit dem Verlassen der Eliten ihre Funktion verloren, lebte das Volk der Maya weiter in der Region und hat bis heute überlebt. Bis heute gibt es Dörfer in denen Maya die erste und Spanisch die zweite Sprache ist. Leider aber gibt es ganze Landstriche in denen gegen sie diskriminiert wird, sodass einigen Kindern die Sprache nicht mehr beigebracht wird. Dennoch trifft man hier häufig Menschen, die sich als Maya bezeichnen und hört auch gelegentlich wie sich Menschen in einer anderen Sprache unterhalten. Und obwohl ich der Einfachheit von Maya spreche: es gab eine Vielzahl von Völkern im Maya Reich und eine Vielzahl von Dialekten und eigenen Maya Sprachen. Teilweise so unterschiedlich, dass sie sich eher nicht untereinander verstehen konnten.
Beide Ruinen haben naheliegende Cenoten. Eine Cenote ist ein Erdloch, das mit Wasser gefüllt ist. Die einzelnen Cenoten sind durch unterirdische Flüsse miteinander verbunden und durch den konstanten Strom an Wasser und dem wenigen Sonnenlicht das bis an den Grund der Erdlöcher kommt, ist das Wasser immer schön kühl, bisweilen sogar kalt. Was bei Außentemperaturen von 32-38 Grad eine durchaus willkommene Abkühlung ist.
Am oberen Rand der Yucatan Halbinsel ist vor 66 Millionen Jahren der Meteorit eingeschlagen, der die Dinosaurier ausgelöscht hat. Es gibt keinen sichtbaren Krater, man muss wissen, was dort passiert ist. Die Cenoten werden häufig mit dem Einschlagsevent in Verbindung gebracht. Angeblich seien die Löcher entstanden, als sich nach dem Einschlag kleine Teile des Kometen ablösten und die Löcher in den Boden schlugen. Das aber ist leider nur eine schön klingende Geschichte. Die Erdlöcher haben mit dem Erdreich in Yucatan zu tun, das weggeschwemmt und eingebrochen ist. Millionen von Jahren nachdem der Meteorit uns besuchen kam.





Unsere Gruppe löst sich nach dem Ek-Balam Ausflug auf. Helen fährt noch am Nachmittag nach Tulum, Bas und Valentina fahren mit dem Nachmittagsbus nach Bacalar.
Ich bin von Unwissenheit geplagt. Die Reise liegt in ihren letzten Zügen und so unglaublich viel Lust auf neue Orte habe ich gar nicht mehr. Ich habe much auch nicht erkundigt was es so zu entdecken gibt und merke, dass ich auf die Reiserouten die hier von allen auf und ab gebetet werden (Yucatan, Chiapas, Oaxaca) mich nicht ansprechen und ich mich davon ab bewegen möchte.

Bacalar
Die Maya Ruinen haben mich allerdings schon fasziniert und der Guide in Chichén-Itzá erzählte von der Maya Hauptstadt Tikal (Ja, wie das Brettspiel, man stelle sich nur vor). Tikal liegt in Guatemala, für das man mit dem Bus durch Belize muss, und Bacalar… Das liegt in der Nähe der Grenzstadt Chetumal.
Am nächsten Tag fahre ich also ebenfalls für ein paar Tage nach Bacalar und treffe dort Valentina und Bas wieder. Gemeinsam verbringen wir einen Abend bei Speis und Trank und dann einen entspannten Tag in der Lagune. In der Zwischenzeit wurde Helen in Tulum langweilig und während wir bei zärtlichen 36 Grad im Wasser plantschten, kam sie mit dem Bus nach Bacalar und verbrachte den Nachmittag mit uns.




Während die anderen sich ein paar Kayaks mieteten und die Lagune erkundeten lieh ich mir ein Rad und wollte zur Cenote Azul. Eine ausgesprochen dumme Idee. Wer leiht sich bei 38 Grad ein Rad um Hügel auf und ab zu fahren? Getoppt sicherlich nur von der grandios dämlichen Idee Inliner auf Kuba fahren zu wollen, geht es, ausgerüstet mit einer 3-Gang Schaltung, zur Cenote. Dort angekommen war ich um eine Nahtoderfahrung reicher und das T-Shirt um 10 kg Schweiß schwerer.
An der Cenote angekommen blockiert ein unangenehm aussehender Kollege den Eingang zum Wasser. Es war so ein Gefühl lieber nicht in seiner Nähe zu sein und so ging ich den Trampelpfad durchs Unterholz einen Eingang weiter. Dort saßen eine Frau und ein Mann und obwohl ich vermutete, dass sie ein Date hatten, fragte ich sie ob ich mich wohl auf den Platz, der locker für 20 Leute gereicht hat, setzen kann.
„Natürlich“, sagt sie, „Die Cenote ist für alle da!“ und macht mir Platz auf einem Betonsteg neben ihr. Das war zwar so von mir nicht gedacht, aber da ich der kompletten Entwässerung nahestand, nahm ich das Angebot gerne an und statt mich zu setzen ging ich ins kühle Wasser. Sofort fingen sie an sich mit mir zu unterhalten. Woher ich käme, was ich hier machen würde, wer wohl der gruselige Mann gewesen sei, von dem ich berichtete. Die beiden, Rakel, und Edwin sind aus Mexiko und während Rakel nach Yucatan zugezogen ist, ist Edwin Maya. Einer von denen, denen leider die Sprache nicht mehr beigebracht wurde. Sie sind Arbeitskollegen und es handelt sich nicht um ein Date.
Während wir so den Tag verbrachten, brach Edwin immer wieder auf, um mit seinem Moto neues Bier zu holen, das hier im kühlen Schatten der Bäume und im kalten Wasser der Cenote gleich noch besser schmeckte. Wir verbrachten ein paar hervorragende Stunden miteinander und weil ich mich beschwerte irgendwie immer die Touristenpreise zahlen zu müssen, luden die beiden mich in ihr Lieblingsrestaurant ein. Eher für Einheimische und ohne Touristenpreise.



Ein schöner Abschied aus Bacalar, und vorerst auch Mexiko. Am selben Abend noch treffe ich mich mit meiner Reisegruppe und sie geben mir einen Side-Quest. Jemand aus ihrem Hostel hat sein Handy nicht mehr wiedergefunden und ist dann nach langer Suche auf seinem Motorrad zurück nach Belize in seinen Heimatort San Ignacio gefahren. Kurz nach seiner Abreise aber tauchte das Handy doch wieder auf. Auf dem Weg nach Guatemala muss man mit dem Bus durch Belize und weil das ein ziemlich langer Weg ist, habe ich eine Pause in San Ignacio eingeplant. Also bringt mir meine Reisegruppe das Handy mit, damit ich es seinem Besitzer zurückführen kann. Er arbeitet in einem Hostel und als dank möchte er mir eine Nacht im Hostel schenken.
Heike
Belize
Am nächsten Tag fix mit dem Colectivo nach Chetumal gedüst, warte ich dort an einem Marktplatz auf den Bus nach Belize. Der Bus ist ein sogenannter Chicken Bus und hat sich seinen Namen verdient, weil die Einheimischen in diesen Bussen alles transportieren was von A nach B muss. Unter anderem eben auch Chicken. Bei den Bussen handelt es sich um alte US-Amerikanische Schulbusse, auf dessen ausgesessenen Sitzen man bei 40 Grad ohne Klimaanlage im langsamsten Transportmittel überhaupt Stundenlang durch die Hitze tuckert.


Ich steige in den Bus als ein bekanntes Gesicht um diesen herumläuft. In Valladolid erzählte mir Bas immer wieder von einer deutschen Freiwilligen, die im Hostel arbeiten würde. Ich habe sie nie wirklich gesehen, am letzten Tag aber gesellte sich eine Frau an unseren Tisch und bot ihr Essen zum Teilen an. Danach verschwand sie wieder und war auch im Hostel nicht mehr zu sehen. Eben jene Frau stieg nun, gute 5 Tage später in Chetumal, etwa 200 km von Valladolid entfernt zu mir in den Chicken Bus nach Belize. Es handelt sich um Heike, die deutsche Freiwillige aus dem Hostel. Wir kommen schnell ins Gespräch und dank ihr vergeht die Zeit im Schwitzebus wie im Flug. Hätte ich an diesem Morgen gewusst, dass die Reise bis nach San Ignacio auf den unbequemen Bänken verschiedener alter Schulbusse 12 Stunden dauern würde: Ich weiß nicht, ob ich sie so gemacht hätte. Heike will noch weiter, bis über die Grenze nach Guatemala, nach Flores, meiner nächsten Station.
Nach 6 Stunden in Belize-City angekommen, versorgen wir uns mit Wassermelone und ein paar Burgern für die nächsten 6 Stunden in einem anderen Bus nach San Ignacio. Angesicht der späten Stunde und einem potentiellen Grenzübergang nach Guatemala bei Dunkelheit, entscheidet Heike sich ein paar Nächte mit mir in San Ignacio zu bleiben. Ich erzähle ihr von dem Handy und dem kostenlosen Bett im Hostel und so ergaben sich die nächsten Schritte von ganz allein.




San Ignacio
Ich hatte eigentlich geplant einen Tag später anzukommen und irgendwie schon ein Doppelzimmer für zwei Nächte gebucht. Da wir aber den ganzen Weg durchgeballert sind, wurden aus zwei, drei Nächte, die wir gemeinsam in San Ignacio bei 41 Grad im wahrsten Sinne des Wortes rumhingen. Es war mal wieder Zeit für eine Hängemattensession.
Nach drei Nächten brachen wir dann beide Richtung Flores in Guatemala auf. Ich, unter dem Eindruck der ziemlich heißen Chicken Busses, in einem Shuttle mit Klimaanlage, Direktverbindung nach Flores. Ein bisschen teurer als Öffentliche Transportmittel, aber alles im Rahmen. Heike fährt mit Öffis, hat einen abenteuerlichen Tag, ist ein paar Stunden länger unterwegs, hat dafür aber viele neue Geschichten und kommt etwas günstiger in Flores an.
Magnus, Aeneas, Thea, Sergej
Bereits in San Ignacio lerne ich Magnus aus Schweden kennen, mit dem ich beschließe gemeinsam das Shuttle zu nehmen. In diesem treffen wir bei einem etwas längeren Grenzübergang Aeneas, seine Freundin Thea, sowie Sergej, allesamt aus Deutschland. Weil wir uns als Gruppe ganz gut verstehen und weil am Ende der Shuttlefahrt Touren nach Tikal verkauft werden, einigen wir uns darauf die Tour als Gruppe zu buchen. Nicht die 3 Uhr morgens Variante mit Sonnenaufgang, nein, um 4:30 Uhr morgens sollte es am nächsten Tag losgehen. Weder in Belize, erst recht noch nicht in Guatemala, habe ich eine Sim Karte gehabt, sprich kein Internet. Ich wusste also nicht, ob Heike es nach Flores geschafft hatte, oder ob sie stecken geblieben ist, oder sich doch umentschieden hat. Daher schloss ich mich gerne der Gruppe an
Tikal
Am nächsten Tag ging es um 4:30 Uhr los nach Tikal. Es liegt etwa 1,5 Autostunden von Flores mitten im Dschungel. Es war eine gute Entscheidung so früh zu beginnen, denn an diesem Tag sollten es 45 Grad werden. Tikal ist unglaublich beeindruckend und mehrere Tempel haben eine Treppe angebaut, auf der man bis nach ganz oben klettern kann. Über die Baumkronen des Dschungels sieht man die anderen Tempelruinen hinausragen. Ein wahnsinniges Erlebnis. Bei 45 Grad mehrere Stockwerke Treppen hoch und runter zu laufen war auch etwas wahnsinnig. Zum Glück sind wir nicht später losgefahren. Am Ende der 6 stündigen Tour ist mein Bedürfnis an Ruinen gesättigt. Erstmal genug Maya Überbleibsel gesehen.












Flores
Am nächsten Tag löst sich die Gruppe auf und jeder geht seiner Wege. Ich bleibe in Flores, verbringe noch ein paar Tage mit Heike, bevor sie nach Cobán aufbricht. Dann noch ein paar Tage in einem netten Hotel, in dem ich Manon aus Frankreich kennenlerne und wir gemeinsam am Pool chillen. Dann noch ein paar Tage länger, weil ich schon seit meiner Ankunft Kontakt zu Guatamalteken habe und die Zeit hier im interkulturellem Austausch genieße. Aus den ursprünglich geplanten 2 Nächten werden zwei Wochen in Flores. Meine Reise neigt sich dem Ende zu und Guatemala hat mich voll im Griff.
