Nach einem längeren Aufenthalt in Santa Marta habe ich das Gefühl mich gut genug in Kolumbien auszukennen um ein paar der Warnungen meiner Bekannten in den Wind zu schlagen. So mache ich nicht in Riohacha Schluss, sondern fahre hinein in die zweitärmste Region Kolumbiens.
Früh am Morgen soll es aus Bogotá losgehen, um den berüchtigten, schlechten Verkehr von Bogotá zu vermeiden. Daraus wird natürlich nichts und schon bald stecke ich im Chaos der Autos fest. Der Vorsatz nicht zu filtern, also zwischen zwei Spuren an Autos vorbei zu fahren, ist innerhalb von Minuten über Board geworfen und wahrscheinlich auch der einzige Grund, wegen dem ich es überhaupt aus dieser Stadt geschafft habe.
Diesen super originellen Spruch durfte ich mir diesen Sommer bis zum Erbrechen und weit darüber hinaus von nahezu jedem anhören, der mal von Ché Guevaras Motorradreise hörte und dem ich erzählte, mir in Kolumbien ein Motorrad kaufen zu wollen um damit durch Südamerika zu reisen.
Nach zwei Wochen der gemeinsamen Reise, geht es für mich wieder alleine weiter. Ich lerne eine weitere Lektion in kolumbianischer Zuverlässigkeit und ein weiteres Krankenhaus in Lateinamerika kennen.
Nach meinem vierwöchigen Abenteuer in Chile, und vor Allem Argentinien, lande ich nach 6 Stunden in Bogotá. Während ich hier ein paar Tage auf die Ankunft von Stefan warte, entdecke es das beste Essen, dass ich je gegessen habe und begehe dank dem Alkohol meine größte Dummheit in Kolumbien – Ich gehe zu Fuß.
Auf meiner Reise nach Cali, muss ich an die Worte des deutschen Rentners in Santa Marta denken, der die Stadt als „Shit hole“ bezeichnete und mir empfahl sie unter allen Umständen zu vermeiden. Auch wenn sich deutsche Rentner ja häufig dadurch auszeichnen alles eben doch noch etwas besser zu wissen, als wir das hierzulande ja sowieso schon immer tun, darf doch in Frage gestellt werden, wie seriös die Meinung eines Mannes ist, der für einen 3 stündigen Spaziergang bei 35 Grad Außentemperatur eine lange Jeans mit Hemd und Veste trägt.
Nach meiner Ankunft verdichten sich die Hinweise, dass es eventuell sein könnte, dass es einen alten deutschen Herren gibt, der einmal nicht recht hatte. Ein Skandal.
Aus Medellín geht es weiter in die kühlere Bergregion Kolumbiens. Nicht irgendwohin, es geht ins Kaffeedreieck. Hier ist von der Hitze der Karibik nicht mehr viel über. Es kommt sogar vor, dass man sich gelegentlich lange Hose und eventuell sogar einen Pullover anziehen muss, um nicht zu frieren. Noch immer bleibt das Mitleid aus Europa, ob dieses Kälteschocks, irgendwie aus. Die Reise wird belohnt durch wunderschöne Aussichten und tolle neue Bekanntschaften.
Bei meinem nunmehr zweiten Aufenthalt in der Stadt des ewigen Frühlings treffe ich alte Bekannte, neue Freunde, tauche tiefer ab in die durchaus beeindruckende Geschichte der Stadt, aklimatisiere mich an nicht-karibik Wetter und langweile mich auch ein bisschen. Medellín hat einiges zu bieten.
Nach der Enttäuschung, die Santa Marta mit seinem Dauerregen darstellte, fuhr ich glücklich wieder zurück nach Cartagena. Dort erwartete mich mehr Regen, noch etwas Regen und letztendlich Krankheit mit Regen. Stellt sich heraus: Es ist Regensaison.
Nach einer fünfeinhalb stündigen Busreise in einem überraschend komfortablen Reisebus, der sogar über eine funktionierende und begehbare Toilette verfügte, komme ich in Santa Marta an. Hier erwartet mich eine Verabredung, die mit dem etwas chaotischen Aufenthalt in London und geschlossener Ticketschalter im Terminal 2 in Heathrow zu tun hat.